Wahlprogramm Kommunalwahl 2024

10 Punkte für ein zukunftsfähiges Mannheim

Mannheim ist eine großartige Stadt! Als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar hat Mannheim enormes Entwicklungspotential. Jedoch haben Politik und Verwaltung, trotz gelegentlicher und sicherlich gutgemeinter Willensbekundungen, die lokalen Herausforderungen der Klimakrise immer noch nicht angenommen. Dabei birgt die Klimakrise nicht nur beachtliche Gefahren, sondern auch enorme Chancen für unsere Stadt. Die Gefahren abzuwehren, die Kosten zu minimieren und die Chancen zu realisieren sind die Hauptanliegen der Klimaliste Mannheim. Wir wollen Energieerzeugung, Wärme, Verkehr und Wohnen lokal auf das Gleis Richtung Zukunft stellen. Dazu gehört das Ziel “Klimaneutralität bis spätestens 2030” ins Zentrum des politischen Handelns zu rücken. Klimafreundliches bezahlbares Heizen soll für alle Mannheimer:innen möglich sein. Strom- und Wärmeerzeugung müssen wieder in den Dienst der Bürger:innen gestellt werden. Und nicht zuletzt braucht Mannheim eine Verkehrswende, die den Namen verdient: klima- und gesundheitsverträgliche Mobilitätsarten sollen in unserer Stadt endlich gleichrangig neben dem motorisierten Individualverkehr existieren können.

Um diese Ziele konkret angehen zu können, haben wir dieses 10-Punkte-Programm formuliert. Wir freuen uns darauf, es in den kommenden Monaten mit Euch gemeinsam weiterzuentwickeln und anschließend im Gemeinderat umzusetzen. Wählt daher am 9. Juni die Klimaliste!

Die Klimaliste tritt zur Kommunalwahl am 9. Juni mit 16 Kandidierenden an. Jeder:m Wahlberechtigten stehen 48 Stimmen zu. Um uns mit den vollen 48 Stimmen zu wählen, gebt bitte jeder:m Kandidierenden auf unserer Wahlliste 3 Stimmen. Dazu tragt Ihr einfach in der rechten Spalte neben jedem Namen auf der Klimaliste die Zahl 3 ein.

Unsere Welt wird durch Übernutzung endlicher Ressourcen irreparabel geschädigt. Am stärksten betroffen sind diejenigen, die die Probleme am wenigsten verursachen: Bürger:innen mit geringem Einkommen und Menschen im globalen Süden, deren Lebensgrundlagen rasant schwinden. Gleichzeitig belasten die reichsten Menschen unser Klima am stärksten – auch in Mannheim. Wir sind der Auffassung, dass alle Menschen ein Recht auf eine intakte Umwelt, auf gesunde, sichere und gerechte Lebensverhältnisse haben. Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen hat daher für die Klimaliste höchste Priorität. Als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar muss sich Mannheim dieser Verantwortung stellen und Vorbild für Innovation und eine lebenswerte Zukunft werden. Wir Mannheimer:innen können zwar das Weltklima nicht allein retten. Aber wir können Teil der Lösung sein und sogar von den unabwendbaren Veränderungen profitieren anstatt von ihnen überrollt zu werden. Die Klimaliste Mannheim fordert daher:

  • Klimaneutralität spätestens 2030! Mit dem KlimaSchutz-AktionsPlan 2030 hat sich Mannheim erst kürzlich zur Klimaneutralität in nur sieben Jahren verpflichtet. Doch bereits jetzt wird deutlich, dass die Stadtverwaltung die notwendigen Reformen versäumt. Die Klimaliste setzt sich dafür ein, dass die Stadt Mannheim den nötigen Wandel einläutet und so früh wie möglich das gesetzte Ziel Klimaneutralität erreicht. Wir fordern deutlich mehr Anstrengungen und finanzielle Mittel für den KlimaSchutz-AktionsPlan um tatsächlich bis 2030 klimaneutral zu werden.

  • Energiewende in Mannheim voranbringen: durch möglichst viel Stromproduktion vor Ort durch Solar und Windkraft. Solaranlagen gehören auf alle öffentlichen Dächer!

  • Energiewende ist Daseinsvorsorge. Energiearmut, wie sie derzeit von der Fossilwirtschaft angesteuert wird, darf es nicht geben! 

  • Energiewende voranbringen: Wärmeerzeugung ohne Verbrennung, sondern mit Geothermie und Flusswärme. Wir wollen die energetischen Sanierungen in Mannheim voranbringen und eine echte Wärmewende erwirken.

  • Der Gebäude- und Verkehrssektor sind aktuell die Sorgenkinder des Klimaschutzes. Der „Climate City Contract“ mit der EU und der KlimaSchutz-AktionsPlan fordern Klimaneutralität bis 2030. Wir werden zur Ziel-Erreichung eine – bisher von der Verwaltung abgelehnte – Gesamtmenge der höchstens auszustoßenden Treibhausgase für Mannheim festlegen. Mit der Klimaliste Mannheim gibt es keine Verschiebung von Klimaschutz auf unser aller Kosten. Wir wollen daher Anreize zum Energie-/Ressourcensparen in Mannheim schaffen.

  • Wir werden alle städtischen klimaschädlichen Subventionen identifizieren und abstellen. Öffentliche Gelder sollen öffentlichen Interessen zugutekommen!

Wir können den Klimawandel zwar begrenzen, ihn aber nicht mehr gänzlich verhindern. Präventive Klimaanpassung ist für die Klimaliste Mannheim daher zentral. Denn Mannheim ist aufgrund seiner Lage und seines extrem hohen Grads an Flächenversiegelung besonders stark von klimawandelbedingten Gefahren betroffen. Hitzewellen und Dürre, urbaner Starkregen, Sturmschäden: Das Risiko steigt Jahr um Jahr. Es gilt daher, unsere grünen Lungen zu pflegen und zu schützen, Mannheim zur Schwammstadt umzugestalten, Kaltluftschneisen zu schützen, Kaltluftentstehungsgebiete wiederherzustellen und graue Asphaltwüsten in lebendige Stadtoasen zu verwandeln! Kurzum: Mannheim muss eine resiliente, grün-blaue, biodiverse Stadt werden, um zukunftsfähig zu sein. Die Klimaliste Mannheim fordert daher

  • Naturbasierte Lösungen gegen Klimagefahren: Wir fordern klimaangepassten Stadtwald nach Naturlandzertifizierung, die Entsiegelung von Oberflächen und die konsequente Begrünung der Straßenzüge und Gebäude.

  • In ihrem derzeitigen Zustand sind der Alte und der Neue Messplatz lebensfeindliche Stein- und Asphaltwüsten. Sie sollen weitgehend entsiegelt und begrünt werden. Das gilt auch für andere Versiegelungssünden, wie z.B. den Herschelplatz, den Parkplatz in M 4, und den neuen Platz in T 4.

  • Eine gesamtstädtische Strategie zur Nutzung alternativer Wasserressourcen: von der Schwammstadt als planerischem Leitbild bis hin zur Herstellung urbaner Niederschlagswasserspeicher sowie dem Einsatz sparsamer Tröpfchenbewässerung. Vor allem benötigt Mannheim Zisternen und Niederschlagswasserspeicher für sommerliche Dürrephasen, damit die Bäume überleben.

  • Sofortiger Stopp der Versiegelung fruchtbarer Böden! Denn sie sind die wertvollste und zugleich endlichste Ressource, über die wir verfügen.

  • 100% ökologischer Landbau auf städtischen Flächen bis 2030! Wir fordern Permakulturen, Agroforstwirtschaft, solidarische Formen des Landbaus und multifunktionale, klimaangepasste Landnutzung.

Der Ausstieg aus dem Kohlenstoffzeitalter hat für uns oberste Priorität. Denn der fortgesetzte Einsatz von Kohle, Öl, Erdgas und die Müllverbrennung verbaut uns eine klimagerechte Zukunft! Die MVV muss Kompetenzzentrum und Motor für klimafreundliche urbane Energiesysteme werden. Mannheim kann rechnerisch seinen Energiebedarf vollständig aus regenerativen Energien decken – was fehlt ist der politische Wille. Die Klimaliste Mannheim will die MVV zum grünen Grundversorger reformieren. Dazu müssen die Netze zukunftsfähig gemacht werden. Essentiell sind dafür ein Rückbauplan für das Erdgasnetz und gleichzeitig der Ausbau des Fernwärmenetzes. Das Fernwärmenetz muss zudem zu einem Niedertemperatursystem weiterentwickelt werden. Den Einsatz von umweltzerstörerischem Fracking-Erdgas lehnen wir entschieden ab, genauso wie falsche Versprechungen über die angebliche breite Verfügbarkeit preisgünstigen grünen Wasserstoffs. Die geplante neue „Süddeutsche Erdgasleitung“ wird es mit uns nicht geben! Die Klimaliste Mannheim fordert:

  • Die konsequente Nutzung der regional verfügbaren erneuerbaren Energien sowie der Umweltwärmepotentiale im Stadtgebiet Mannheim.

  • Eine Roadmap für die Wärmewende: Wir werden eine zukunftsorientierte Wärmeleitplanung erstellen und auf dieser Basis regenerative Wärmenetze für Fern- und Nahwärme in geeigneten Fokusgebieten installieren und die Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie ausrollen.

  • Die MVV zu mehr echtem und bezahlbarem Klimaschutz verpflichten! Notfalls muss dafür der Mannheim betreffende Teil der MVV (ca. 50%) durch eine Änderung der Rechtsform rekommunalisiert werden.

  • Häuser zu Kraftwerken machen: Wir werden alle städtischen Gebäude bis 2030 klimaneutral umgestalten. Von der Photovoltaik auf der Gebäudehaut bis zum Permanent-/Eisspeicher im Keller – die Technologien für eine klimaneutrale Zukunft gibt es bereits, und sie werden täglich effizienter und kostengünstiger. Mittels einer budgetneutralen Vorfinanzierung für Haushalte mit geringen Einkommen aus einem Klimaneutralitätsfonds wollen wir gewährleisten, dass niemand bei der Energiewende zurückbleibt. Die städtische Sanierungsförderung soll zum Schutz der Mieter:innen an das Prinzip der Warmmietenneutralität gekoppelt werden.

  • Klug sanieren: Durch serielles Sanieren erhalten Gebäude eine zweite „Haut“. So wollen wir Bestandsgebäude schneller und effizienter klima- und menschenfreundlich machen.

  • Abwärme nutzen! Wir werden dafür kämpfen, dass das neue Hochschulrechenzentrum der Universität eine vernünftige Abwärmenutzung bekommt. Energievergeudung im Winter und unnötiges Aufheizen der Innenstadt im Sommer wird es mit uns nicht geben!

Viele Mannheimer:innen wünschen sich eine effiziente Mobilität ohne Abhängigkeit vom Auto. Doch Politik und Verwaltung setzen weiterhin Anreize, ein eigenes Auto zu halten und zu benutzen – es wird stark subventioniert und genießt im Stadtverkehr fast überall Vorrang vor umweltfreundlicheren Alternativen. Das Modell der autozentrierten Stadt ist weder mit einer klimagerechten Zukunft noch mit dauerhaft konkurrenzfähigem Einzelhandel vereinbar. Die Klimaliste Mannheim will Mannheim zu einer menschzentrierten Stadt machen! Gelingende Verkehrswenden wie in Barcelona, Bern, Bristol, Gent, Hannover, Kopenhagen, Madrid und Paris – und nun sogar in Ladenburg! – zeigen, dass alle davon profitieren (mit Ausnahme von ein paar Autoposern).

Die Leichtigkeit des Straßenverkehrs ist uns wichtig. Leider wird sie von der Stadtverwaltung einseitig als Leichtigkeit des Autoverkehrs missverstanden. Dadurch wird die Mobilität von Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und ÖPNV-Nutzer:innen unnötig ausgebremst. Mit häufigeren und längeren Grünphasen für Fuß- und Radverkehr, verbesserter Fuß- und Radwegführung und einer Ertüchtigung des ÖPNV wollen wir diese Schieflage überwinden. Der Verkehrsfluss muss an ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr angepasst werden. Dazu gehören auch barrierefreie Gehwege und deutlich mehr Zebrastreifen.

Unsere Ziele sind Barrierefreiheit, Flächengerechtigkeit und Sicherheit. Fahrradstraßen, die für aggressiven Kfz-Durchgangsverkehr geöffnet sind, haben den Namen nicht verdient! Mit einem Fahrradstraßennetz in allen Stadtteilen, einem vom Autoverkehr getrennten Radschnellwegenetz und der baulichen Trennung der Radwege wollen wir zur klimafreundlichen und selbstbestimmten Mobilität einladen. Kostenloses und sicheres Fahrradparken soll es in allen Quartieren geben, genauso wie einen Fahrradgutschein für alle Neubürger:innen sowie einen Leih-Fahrradpool für Kinder und Jugendliche. 

ÖPNV ist Daseinsvorsorge! Die Klimaliste Mannheim will bezahlbaren, zuverlässigen und sicheren ÖPNV für alle Bürger:innen. Wir wollen den Schienenverkehr und den ÖPNV stärken, denn er ist Problemlöser Nr. 1 im Ballungsraum. Unsere RNV gilt es verlässlich zu finanzieren und so den Ausbaupfad fortzusetzen, schließlich ist sie der Motor für den Klimaschutz und die Mobilitätswende. Dafür muss jetzt in die Ertüchtigung investiert werden sowie die Planung für neue Strecken und Haltepunkte anlaufen – denn Schienenprojekte benötigen mindestens zehn Jahre Vorlauf bis zur baulichen Realisierung. Für den angenehmen, einfachen, schnellen und barrierefreien Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln müssen Umsteigepunkte aufgewertet und modernisiert werden. Die Klimaliste Mannheim fordert: 

  • Radverkehr und ÖPNV wirklich fördern: Radfahrer:innen auf die Gehwege zu verbannen ist keine Lösung! Auf den Hauptverkehrsstraßen sollen exklusive Spuren für den Radverkehr und teilweise auch für den ÖPNV eingerichtet werden.

  • Menschzentrierte Geschwindigkeit: Angemessene Tempolimits machen den Straßenverkehr emissionsärmer und weniger gefährlich für alle – vor allem aber für die schwächsten Verkehrsteilnehmer:innen. Die Stadtverwaltung schöpft die rechtlichen Möglichkeiten bei Weitem nicht aus. Wir wollen das Vorrangstraßennetz auf Tempo 30 reduzieren, Versorgungsbereiche als verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche (Tempo 20) oder als Fahrradstraße widmen und Anliegerstraßen auf Schrittgeschwindigkeit drosseln („Spielstraße“).

  • Autofreie Sonntage für Mannheim. Vor allem verkaufsoffene Sonntage sollen nur noch autofrei möglich sein. An autofreien Sonntagen wird der ÖPNV für alle kostenfrei angeboten.

  • Barrierefreie und sichere Gehwege: Wo es die bauliche Beschaffenheit der Gehwege hergibt, soll das vorgeschriebene Mindestmaß von 2,5 Metern wiederhergestellt werden. Gehwegparken ist unnötig und für Fußgänger:innen und Kinder gefährlich.

  • Verständliche Verkehrsleitsysteme und intelligente Nutzung der Parkhäuser. So werden die Suchverkehre aus den Quadraten verschwinden, das Wohnen in der Stadt für Familien wieder attraktiv. Dafür braucht es auch das begrünte Parkhaus in N2!

  • Drittnutzerfinanzierung: mit einer Kfz-Halterabgabe wollen wir Anreize zum Umstieg setzen, sobald das Land die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen hat.

  • ÖPNV-Tarife sozial gerecht gestalten: Ein Einzel-Ticket für 3,20 € für eine Fahrt von Käfertal zum Hauptbahnhof ist ein Schlag ins Gesicht der Nachhaltigkeit! Unser Ziel ist, allen Menschen in Mannheim einen effizienten und verlässlichen Anschluss an den ÖP(N)V zu ermöglichen. Im ÖPNV sollen Jahrestickets für 365 € und Monatstickets für 35 € angeboten werden; Einzelfahrscheine im Mannheimer Stadtgebiet sollen einheitlich 1 € kosten. Mannheimer Arbeitslosen, Geringverdienenden, Sozialleistungsempfänger:innen, Kindern, Schüler:innen, Auszubildenden und Studierenden wird zu diesen Tarifen das Deutschlandticket angeboten; in Mannheim fahren sie umsonst. Senior:innen erhalten gegen Abgabe des Führerscheins kostenlose ÖPNV-Beförderung fürs Leben.

  • Taktverdichtung in den Abendstunden.

  • Saubere und sichere Wartebereiche mit kostenlosem WLAN und Fahrradboxen. Busse und Bahnen sollen flächendeckend mit kostenlosem WLAN ausgestattet werden.

  • Den Personalmangel bei der RNV überwinden! Guter ÖPNV schafft sich nicht von selbst. Wir setzen uns für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung für die Mitarbeiter:innen der RNV ein (#WirFahrenZusammen).

Gemeinsam mit Mannheimer Unternehmen wollen wir den Industriestandort für Zukunftstechnologien und klimagerechte Wertschöpfung fit machen. Bioökonomie, kreislauffähiges Produktdesign, nachhaltiges Bauen und Medizintechnik sind Zukunftsfelder. Mannheimer Unternehmen haben das Knowhow für die Zukunft. Gemeinsam werden wir Mannheim zum Leuchtturm für Kreislaufwirtschaft machen und damit eine ökologische Wachstumsperspektive für die heimische Industrie schaffen. Die Klimaliste fordert:

  • Recycling statt Entsorgung: Wir wollen die Recyclingbasis der Rohstoffversorgung lokal erhöhen. Daher müssen endliche Rohstoffe, wie z.B. Technologiemetalle, verstärkt in den wirtschaftlich-strategischen Kreislauf zurückgeführt werden.

  • Mannheim war und ist Industriestadt. In der Recycling-Industrie gehören dazu neben Ingenieur:innen und Facharbeiter:innen auch geringer qualifizierte Arbeitskräfte. Letztere müssen ausnahmslos tariflich bezahlt werden!

  • Mehr Transparenz in der Stadtverwaltung! Zu viele öffentliche Entscheidungen werden in undurchsichtigen Prozessen unter Mitwirkung einflussreicher Lobbyisten vorbereitet und auf den Weg gebracht. Die vielen Bürgerbeteiligungsverfahren erscheinen dabei oft wie Feigenblätter, die dem Klüngel einen demokratischen Anstrich verleihen sollen. Die Klimaliste fordert lückenlos transparenten Umgang mit öffentlichen Entscheidungen und Geldern.

  • Flughafen schließen! Der Flugplatz „Mannheim City“ bedient ausschließlich unnötige und besonders klima- und umweltschädliche Privat- und Kurzstreckenflüge, die fast ausschließlich von wohlhabenden Menschen genutzt werden. Die Allgemeinheit subventioniert den Betrieb mit jährlich ca. 450,000 € – zusätzlich zu der unglaublich günstigen Pacht für das gesamte über 50 ha große Flughafengelände, mit der die Stadt die kommerzielle Rhein-Neckar Flugplatz GmbH unterstützt. Das Geld soll der Verbesserung der innerstädtischen Verkehrsinfrastruktur zugeführt werden. Auf einem Teil der freiwerdenden Flächen könnten z.B. Wohnungen, kulturelle Einrichtungen oder ein Naherholungsgebiet mit vielen Bäumen entstehen.

Die Klimaliste Mannheim sagt Ja zu einer Stadt für alle – vielfältig, weltoffen und solidarisch. Soziale Ausgrenzung und strukturelle Diskriminierungsmuster zu durchbrechen, ist unser politisches Ziel. Das betrifft vor allem ungleiche Bildungschancen und Diskriminierung aufgrund von Behinderung oder geschlechtlicher Identität sowie den Arbeitsmarkt. Hier müssen die Anstrengungen der Stadt verstärkt werden, um gerechte Verhältnisse zu schaffen, denn wir sind alle Mannheimer:innen!

 Wir wollen, dass unsere Wohnquartiere und unsere Stadtverwaltung Spiegelbilder der vielfältigen Stadtgesellschaft sind – das schafft Zusammenhalt! Eine inklusive Stadtgesellschaft gewinnt Menschen für die Demokratie und etabliert damit ein Immunsystem gegen Hass, Hetze und Desinformation. Die Willkommenskultur hat Mannheim wirtschaftlich und kulturell stark gemacht. Wir benötigen den Zusammenhalt, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Die Klimaliste Mannheim fordert daher:

  • Umfassende Barrierefreiheit: In Mannheim soll zukünftig niemand mehr aufgrund einer zugeparkten Bordsteinabsenkung benachteiligt werden.

  • Mannheim soll eine kinderfreundliche Stadt werden – im Straßenverkehr wie in sonstigen öffentlichen Räumen.

  • Aufenthalt ohne Verzehrzwang: Wir wollen lebensbejahende öffentliche Räume, in denen sich jeder und jede aufhalten kann – unabhängig vom Geldbeutel.

  • Sharing-Netzwerke anstelle von Überkonsum: Wir wollen eine Kultur des Teilhabens und voneinander Lernens etablieren. Das stärkt den Zusammenhalt im Quartier und baut Brücken.

  • Rechtsextremen Parolen entgegentreten! Wir heißen Migrant:innen willkommen und wollen mit ihnen zusammenleben und sie nicht nur als neue nützliche Arbeitskräfte haben. Wir wollen Stadtpolitik für alle Mannheimer:innen machen. Dafür wollen wir an konkreten Lösungen zur Integration arbeiten.

  • Das Leben in den öffentlichen Raum zurückholen, u.a. mit Gemeinschaftsgärten. Denn wenn’s blüht und gedeiht, geht’s uns allen gut.

Der Klimaliste Mannheim liegen außerschulische Lernorte am Herzen: Naturschutz, Waldpädagogik und Aktivspielplätze, die wertvolle Arbeit leisten und mehr Würdigung erfahren sollten. Wir wollen Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum in Mannheim weiter etablieren. Freiräume für Kulturproduktion müssen gesichert und ohne wirtschaftliches Verwertungsinteresse mittels Konzeptvergabe verfügbar gemacht werden. Dabei haben wir vor allem untergenutzte Flächen im Blick, die für die kulturelle Aktivitäten genutzt werden können. Das geht ohne zusätzliche Flächenversiegelung: auch ungenutzte oder leerstehende Gewerbeimmobilien eignen sich für Kultur. Die Klimaliste Mannheim fordert:

  • Ungenutzte Raumpotentiale heben: Leerstehende Gewerbeimmobilien sehen wir als Möglichkeitsräume und wollen diese im kulturellen Sinne umnutzen.

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung an außerschulischen Lernorten forcieren.

  • Demokratische Streitkultur lernen: Das ist der Schlüssel gegen Desinformation, Hass und Hetze und für ein gelingende Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen vom guten Leben.

Immer weniger Menschen können sich eine ihrer Lebensphase entsprechende und bedarfsgerechte Wohnung leisten. Gerade ältere Menschen ziehen nicht in eine kompakte und barrierefreie Wohnung, weil sie sich diese nicht leisten können oder eine solche in ihrem Stadtteil schlicht nicht verfügbar ist. Dabei wäre die junge Familie auf den größeren Wohnraum angewiesen. Weder kann die Bauwirtschaft die geforderten Wohnbauzahlen liefern, noch ist Bauwut eine tragfähige Antwort auf die Klimakrise. Zudem treibt Neubau über den Mietspiegel die Mietenentwicklung in der gesamten Stadt. Das ist unsozial und klimaschädlich zugleich. 

Obendrein nimmt die Pro-Kopf-Wohnfläche in Mannheim kontinuierlich zu. Damit steigt nicht nur der Energiebedarf – durch die zunehmend ungleiche Verteilung von Wohnraum wächst auch soziale Ungerechtigkeit. Und doch gibt es derzeit keine wirkungsvollen politischen Maßnahmen, die zu einer Verringerung des Wohnraumbedarf pro Kopf führen – denn auf einem profitorientierten Wohnungsmarkt besteht kein Interesse daran, Wohnraum bedürfnisgerecht zu verteilen. Mithilfe der GBG und anderer gemeinwohlorientierter Bauträger kann Wohnraum dem Profitinteresse von Immobiliengesellschaften und Finanzwirtschaft entzogen werden. Maßnahmen zur sozialverträglichen Anpassung der Wohnfläche pro Kopf können dann gemeinsam umgesetzt werden.

Die Klimaliste Mannheim will im Bestand durch maßvolle Verdichtung einen klugen Wohnungsmix, Co-Working-Spaces und die Gemeinwesenfunktionen im Quartier verbinden. Gebäude sind mehr als nur Nutzfläche nach Quadratmetern. Sie können vielfältige Funktionen aufnehmen, die allen dienlich sind: Häuser sind Lebensraum für Mensch und Tier, Kraftwerk für regenerative Energie und womöglich auch Lebensmittelversorger – zum Beispiel durch Dach- oder vertikale Gärten. Die Klimaliste Mannheim fordert daher:

  • Boden als Schutzgut begreifen: keine neuen Baugebiete im planerischen Außenbereich! Stattdessen: eine intelligente und klimasensible Dichtestrategie im Wege der Innenentwicklung – vor allem dort, wo Mannheim noch Dorf ist.

  • Unterstützung für gemeinwohlorientiertes und gemeinschaftliches Wohnen. „Mehr als Wohnen“ in Zürich ist ein wunderbares Beispiel.

  • Die städtische GBG soll Innovationstreiberin werden – u.a. durch klimagerechte Architektur, serielles und zirkuläres Bauen zur Senkung der Kosten, ein Mietermobilitätsmanagement und Mieterstrommodelle mit Balkonkraftwerken. Ein solidarisches, am Einkommen orientiertes Mietmodell wie es die Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft praktiziert, ist dabei unser Ziel.

Fast 40% der globalen CO2-Emissionen entfallen auf den Bau- und Gebäudesektor. Und der Bausektor allein erzeugt in Deutschland ca. 50% des Abfallaufkommens. Aufgrund der auch in Mannheim immer noch vorherrschenden Abriss-und-Neubau-Ideologie verschlingt die Bauindustrie immer mehr Land und kritische Rohstoffe. Obendrein erzeugt sie einen unaufhörlichen Ressourcenstrom in die Deponien. Der immer noch geplante Abriss des Collini-Büroturms ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Klimaliste Mannheim akzeptiert nicht länger den Raubbau an unserer Natur und den Primärrohstoffen. Wir wollen einen Masterplan für zirkuläres Bauen in Mannheim erstellen. Gebäude und Infrastrukturen sollen so designt werden, dass die darin verbauten Rohstoffe möglichst verlustfrei zurückgewonnen und zirkulieren können.

Wir verfolgen das Leitbild der klimasensiblen grün-blauen Schwammstadt, einer Stadt der kurzen Wege, die sich durch funktionsgemischte, produktive und vielfältige Quartiere mit einer hohen Lebensqualität auszeichnet. Mannheim soll nicht durch Netto-Neuversiegelung wachsen, sondern in die städtebauliche Qualität hinein: mit einer urbanen Stadtentwicklungsstrategie, die durch konstruktives Weiterbauen im Bestand, durch Umnutzung von Gewerbeimmobilien und Nutzungsmischung, aber auch mittels der Schaffung neuer Parkanlagen und Wohlfühlorte für die Nachbarschaften gelingt. Wir wollen das reichhaltige baukulturelle Erbe Mannheim erhalten, mehren und an künftige Generationen weitergeben. Die Klimaliste Mannheim fordert daher:

  • Bauwende jetzt! Die Klimafolgen jedes Bauvorhabens müssen gemäß der Lebenszyklusbetrachtung und mit allen vor- und nachgelagerten Prozessen vollständig bilanziert werden. Klimaintensive Infrastrukturen wie Tiefgaragen oder Tunnelbauvorhaben kann es künftig nur noch in Ausnahmefällen geben.

  • Planung auf den Prüfstand: Statt verkehrserzeugender Funktionstrennung, wie zuletzt in Franklin, soll die nutzungsgemischte, kompakte, resiliente Stadt als räumliches Leitbild formuliert werden.

  • Roadmap zur Kreislaufökonomie: Über kommunale Vergaben und mittels Ausschreibung von Bauleistungen soll die Stadt bis 2030 vollständig zirkulär bauen. Flächen für Baustoffrecycling wollen wir strategisch sichern.

  • Tiefbau neu denken: Hier gilt es, in einem lernenden Prozess neue bautechnologische Lösungen ohne CO2-intensiven Stahlbeton oder Asphalt zu etablieren, wie z.B. Schraubfundamente oder Bioasphalt.

  • Grenzen des Wachstums definieren: Wir wollen einen sicheren und gerechten Handlungsraum innerhalb planetarer und sozialer Grenzen für die Entwicklung Mannheims formulieren. Hierzu gehört ein bilanziertes Null-Flächen-Wachstum.

Mannheim lebt und pulsiert, doch wenn das Grün verschwindet wird’s still. Die Klimaliste will Mannheim als Habitat für alle Lebewesen erhalten und entwickeln. Denn Biodiversität ist gut für uns und unverzichtbar für den Planeten. Dabei kommt der Form der Bodenbewirtschaftung eine entscheidende Bedeutung zu: Wir wollen innovative Ansätze wie Permakultur, Agroforst-Systeme, und Agrophotovoltaik zum Kulturpflanzenschutz voranbringen und so die Qualität der Böden schützen. Aus Sicht des Naturschutzes besonders wertige Flächen wollen wir nachhaltig sichern, den Strukturreichtum wiederherstellen und Mannheim durch Anpassungsmaßnahmen für den Klimawandel wappnen. 

Naturschutzfachlich bewährte und sanfte Populationsregulation, wie bspw. mittels Taubentürmen oder durch eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen zur Vermeidung von Tierleid wollen wir, wo erforderlich und geboten, intensivieren. Vor allem wollen wir ein nachhaltiges Kompensationsflächenmanagement um die Ökosysteme zu stärken und Habitate wiederherzustellen. Die Klimaliste Mannheim fordert:

  • Animal-Aided Design: Artenschutz und Biodiversität mit Landschaftsarchitektur und Stadtplanung verbinden und durch örtliche Bauvorschriften fördern.

  • Laubbläsern den Marsch blasen! Laubsauger und -bläser sind schädlich für Menschen und Tiere. Auch die Bodenbiologie wird durch Laubsauger gravierend beeinträchtigt; Humus- und Nährstoffbildung werden behindert. Die am Boden lebenden Kleintiere verlieren Nahrung und Lebensraum, der Boden wird der Deckschicht beraubt, die ihn vor Austrocknung und bei extremer Kälte schützt. Das welke Laub soll stattdessen aufgerecht oder auf Beete und unter Gehölze verteilt werden, wo es während des Winters langsam verrottet, Boden und Kleintieren als Schutz dient und im Frühjahr als natürlicher Dünger in den Boden eingearbeitet werden kann.

  • Pestizide adé: Mannheim soll befreit werden von schädlicher Agrochemie, Monokultur und Breitband-Pestiziden. Landwirtschaftliche Flächen sollen über die Pachtverträge ökologisch qualifiziert werden. Das finanzielle Risiko für landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung auf Ökolandbau soll von der Stadt durch geeignete Maßnahmen minimiert werden.

  • Parkanlagen, Friedhöfe und graue Innenhöfe als Habitate und urbane Grünfugen gestalten – mit nachhaltigem Wassermanagement und für alle als Erholungsorte nutzbar.

  • Lichtverschmutzung im Stadtgebiet muss wirksam eingedämmt werden, denn der Schaden für die Tierwelt ist immens. Die Klimaliste Mannheim wird Leitlinien einfordern.